Die Geschichte von Leander Salamander

Die Geschichte von Leander Salamander - Marga Schulte-Brauer

Sankt Martin und die Feuersalamander im Sterkrader Wald (Eine fast wahre Geschichte)

Erzählt von Amanda Salamander, der Tochter des großen Salamander Leander, beim Laternenumzug im Sterkrader Wald

Sankt Martin war vor gar nicht langer Zeit mit seinem Ross im Sterkrader Waldunterwegs. Plötzlich traute er seinen Ohren nicht: „Sankt Martin, Du stolzer Mantelträger auf deinem flinken Ross“, rief ein Feuersalamander und robbte sich heran. „Wo 5000 Bäume standen, soll die Autobahn noch breiter werden. Unser Blätter-Obdach ist in Gefahr. Der Wald soll hier weg. Dann fehlt uns das Unterholz. Kein Laub schützt uns im Winter mehr vor Kälte und im Sommer vor Hitze. Auf unserer von Trockenheit ruinierten Haut wird sich der tödliche Virus mästen.“ So sprach Leander Salamander. „Wie soll ich da helfen können,“ entgegnete Sankt Martin, „Gebt mir einen Tipp, ihr schmucken schwarz-gelben Lurche unseres kostbaren Waldes!“ „Der Tipp ist, dass du zur Stelle bist, wenn die Baum-Sägen ihr verderbliches Werk vollbracht haben. Dann teile mit uns deinen segensreichen Mantel. Da kriechen wir sofort drunter, und alles ist gut.“

Sankt Martin sann ein wenig nach und gab dann zu bedenken: „Ich helfe euch gern, ihr Beton-Bedrohten. Aber Hilfe geht anders als halbe Mäntel zu verschenken, wenn es sowieso zu spät ist. Sucht euch lieber viele Verbündete bei den Menschen. Und zwar sofort!“

Der Feuersalamander begriff allmählich: Hilfe SOFORT. Und auch noch von MENSCHEN! Gerade die wollten doch unseren Wald hier weg und die Autobahn dahin haben. Mit ausgesuchter Lurchen- Höflichkeit trug er dem Sankt Martin seine Bedenken vor. Doch der Heilige wusste noch Genaueres. „Nicht alle Menschen wollen den Autobahnausbau. Aber alle werden geschädigt. Denn die Menschen haben Lungen. Damit atmen sie Sauerstoff. Ohne ihn müssen sie sterben. Den Sauerstoff liefern ihnen die Bäume mit ihren Blättern. Den machen die Blätter freundlicherweise aus CO². Und zu viel CO² ist Gift für das Klima.“

Der Lurch Leander hörte verblüfft zu: „Hab ich dich richtig verstanden, du weiser Martin mit dem stolzen Ross, dann fressen die Blätter das Luft-Gift, das den Menschen schadet?“

„Nicht nur den Menschen schadet es, sondern allen Lebewesen wie z.B. den Feuersalamandern – ihr Name sei gepriesen – und uns Heiligen schadet es auch.“

„Ja wenn das so ist, dann beschenken die Bäume alle mit Sauerstoff, bevor sie uns Lurchen die Laubdecke überlassen. Jetzt weiß ich erst richtig, wie lieb die sind.“

„Aber auch nicht alle Menschen bauen Autobahnen“, wusste der Heilige hinzuzufügen. „Geht also zu diesen Menschen und zeigt ihnen, dass ihr da seid. Sie wissen euch als teure Bündnispartner zu schätzen. Und so könnt ihr alle zusammen eure gemeinsame Heimstatt retten.“

Die Salamander berieten sich und setzten den folgenden Plan um: Damit sie besser gesehen werden konnten, machten sich 17 von ihnen auf den Weg in einen Kellereingang in Schmachtendorf. Da wurden sie entdeckt, fotografiert, ihre Gesundheit begutachtet und zurück in den Wald gebracht. Ihre Artgenossen empfingen sie begeistert. Denn die anderen Lurche waren zurückgeblieben, damit die Waldplattmacher nicht sagen konnten: Jetzt sind die Tiere weg, jetzt können wir ungehindert…

Wohin genau die 17 Heimkehrer gebracht wurden und was sie da irgendwo immer noch treiben, bleibt Gottseidank unerzählt. Mit dem Nachweis ihrer Existenz hingegen hat sich Sankt Martin ein weiteres Mal unsterblich gemacht. Und wir werden ihn zu rühmen wissen! Hoch lebe Sankt Martin! Lang leben die Feuersalamander! Ruhm und Ehre dem großen Leander Salamander!

 

Zur wahren Geschichte: Sterkrade: 17 Feuersalamander spazieren über Kellertreppe – waz.de